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RÜDIGER LENZ OFFIZIELL@NichtkampfPrinzip P.27063
NICHTKAMPFPRINZIP Telegram 27063
Warum wollen wir Einfluss nehmen? Hannah Arendt und die Weigerung, mitzuspielen

1964 stellte der deutsche Journalist Günter Gaus Hannah Arendt eine Frage, die heute fast selbstverständlich klingt: Ob sie Einfluss nehmen wolle?

Ihre Antwort war prägnant.

„Wenn ich ehrlich sein soll“, sagte sie, „dann ist es mir egal, wie sich meine Arbeit auf andere auswirkt. Ich will verstehen.“

Keine Ausflüchte. Keine Selbstbeweihräucherung. Nur die scharfe Klinge des Verstandes, die den Lärm des Egos durchschneidet.

Das war keine Bescheidenheit. Arendt hatte bereits „Totalitarismus“ und „Die Condition des menschlichen Daseins“ veröffentlicht. Ihre Ideen veränderten unsere Sicht auf das Böse, die Politik und die Freiheit. Sie war eine der wichtigsten Stimmen des Jahrhunderts.

Und trotzdem sagte sie: Einfluss? Das ist mir völlig egal.

Die männliche Besessenheit vom Vermächtnis

„Sie fragen mich nach der Wirkung meiner Arbeit auf andere“, fuhr sie fort. „Wenn ich das mal ironisch sagen darf, das ist eine männliche Frage. Männer wollen immer Einfluss haben.“

Die Bemerkung war scharf – nicht als Geschlechterklischee, sondern als Beobachtung einer tieferen Tendenz: dem Wunsch, zu beeindrucken, zu überzeugen, den Diskurs zu dominieren. Wie ein General mit einem Plan den Raum der Ideen zu betreten.

Aber Arendt war nicht an Eroberung interessiert. Sie baute keine Bewegung auf. Sie verkaufte keine Klarheit.

Sie suchte sie.

Schreiben als Denken, nicht als Botschaft

Arendt schrieb nicht, um Weisheiten zu vermitteln. Sie schrieb, weil sie keine andere Möglichkeit hatte, zu denken.

„Wenn ich ein wirklich gutes Gedächtnis hätte“, sagte sie, „hätte ich wahrscheinlich gar nichts geschrieben.“

Schreiben war für sie keine Kommunikation. Es war Erkenntnis. Eine Möglichkeit, Gedanken lange genug festzuhalten, um sie zu untersuchen. Wenn andere ihr Verständnis teilten – umso besser. Aber das war nie das Ziel.

Das macht ihre Stimme so kraftvoll. Sie versuchte nie, zu verführen oder zu überzeugen. Es waren private Gedanken, die öffentlich gemacht wurden, aber nie performativ waren.

Gegen die Religion der Reichweite

Heute ertrinken wir in Metriken: Views, Follower, Viralität. Sichtbarkeit ist zu einer Tugend geworden. Relevanz zu einer moralischen Pflicht. Der Denker muss zu einer Marke werden. Der Schriftsteller zu einem Influencer.

Arendt erinnert uns daran: Das ist kein Denken. Das ist Theater.

Echtes Denken kann die Welt verändern. Aber es beginnt nie dort. Es beginnt in der Stille, in der Einsamkeit, in der langen, langsamen Arbeit des Verstehens ohne Applaus.

Eine andere Art von Einfluss?

Arendt strebte nicht nach Einfluss. Und deshalb bleibt ihre Klarheit bestehen.

Sie versuchte nicht, viral zu gehen. Und gerade deshalb bleiben ihre Ideen lebendig.

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1964 stellte der deutsche Journalist Günter Gaus Hannah Arendt eine Frage, die heute fast selbstverständlich klingt: Ob sie Einfluss nehmen wolle?

Ihre Antwort war prägnant.

„Wenn ich ehrlich sein soll“, sagte sie, „dann ist es mir egal, wie sich meine Arbeit auf andere auswirkt. Ich will verstehen.“

Keine Ausflüchte. Keine Selbstbeweihräucherung. Nur die scharfe Klinge des Verstandes, die den Lärm des Egos durchschneidet.

Das war keine Bescheidenheit. Arendt hatte bereits „Totalitarismus“ und „Die Condition des menschlichen Daseins“ veröffentlicht. Ihre Ideen veränderten unsere Sicht auf das Böse, die Politik und die Freiheit. Sie war eine der wichtigsten Stimmen des Jahrhunderts.

Und trotzdem sagte sie: Einfluss? Das ist mir völlig egal.

Die männliche Besessenheit vom Vermächtnis

„Sie fragen mich nach der Wirkung meiner Arbeit auf andere“, fuhr sie fort. „Wenn ich das mal ironisch sagen darf, das ist eine männliche Frage. Männer wollen immer Einfluss haben.“

Die Bemerkung war scharf – nicht als Geschlechterklischee, sondern als Beobachtung einer tieferen Tendenz: dem Wunsch, zu beeindrucken, zu überzeugen, den Diskurs zu dominieren. Wie ein General mit einem Plan den Raum der Ideen zu betreten.

Aber Arendt war nicht an Eroberung interessiert. Sie baute keine Bewegung auf. Sie verkaufte keine Klarheit.

Sie suchte sie.

Schreiben als Denken, nicht als Botschaft

Arendt schrieb nicht, um Weisheiten zu vermitteln. Sie schrieb, weil sie keine andere Möglichkeit hatte, zu denken.

„Wenn ich ein wirklich gutes Gedächtnis hätte“, sagte sie, „hätte ich wahrscheinlich gar nichts geschrieben.“

Schreiben war für sie keine Kommunikation. Es war Erkenntnis. Eine Möglichkeit, Gedanken lange genug festzuhalten, um sie zu untersuchen. Wenn andere ihr Verständnis teilten – umso besser. Aber das war nie das Ziel.

Das macht ihre Stimme so kraftvoll. Sie versuchte nie, zu verführen oder zu überzeugen. Es waren private Gedanken, die öffentlich gemacht wurden, aber nie performativ waren.

Gegen die Religion der Reichweite

Heute ertrinken wir in Metriken: Views, Follower, Viralität. Sichtbarkeit ist zu einer Tugend geworden. Relevanz zu einer moralischen Pflicht. Der Denker muss zu einer Marke werden. Der Schriftsteller zu einem Influencer.

Arendt erinnert uns daran: Das ist kein Denken. Das ist Theater.

Echtes Denken kann die Welt verändern. Aber es beginnt nie dort. Es beginnt in der Stille, in der Einsamkeit, in der langen, langsamen Arbeit des Verstehens ohne Applaus.

Eine andere Art von Einfluss?

Arendt strebte nicht nach Einfluss. Und deshalb bleibt ihre Klarheit bestehen.

Sie versuchte nicht, viral zu gehen. Und gerade deshalb bleiben ihre Ideen lebendig.

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